Autor: Simon Lobinger
Datum: 10.01.2023
Kategorie: Projekte


Tiefkühlpizza, China-Nudeln und sieben Tage lang kein Schlaf. Mit großer Freude haben gleich zwei Teams der Bayreuther Initiative für Legal Tech am deutschlandweit größten Legal-Tech Hackathon „LegalLovesTech“ vom 02.01. bis 08.01.2023 teilgenommen.

Aber was ist überhaupt ein Hackathon?

Wie der Name schon andeutet, geht es bei einem Hackathon irgendwie ums „Hacken“ und das Ganze für eine bestimmte
Zeit („Marathon“). Genauer gesagt ist ein Hackathon ein meist mehrtägiges Event, bei dem mehrere Teams mit dem Ziel antreten, in dieser (meist sehr knappen) Zeit eine technische Lösung für ein vorgegebenes oder selbstgefundenes Problem in einer spezifischen Branche zu entwickeln. Letztlich werden die entwickelten Lösungen dann bewertet und das Gewinnerteam erhält einen Preis. Bei dem LegalLovesTech-Hackathon sollte man Tech Lösungen für Probleme im Rechtsbereich entwickeln. Die Teams hatten also viel Freiraum und konnten sich das Legal-Tech Problem selbst auswählen. Es gab aber auch einige vorgegebene Problemvorschläge. Nachdem wir von b{u}ilt so einiges im Legal-Tech Bereich gestalten wollen, haben wir gleich zwei Probleme in dieser Zeit gelöst:

Team "Workright"

Das eine Team der Bayreuther Initiative für Legal Tech bestand aus William, Hendrik, Tim, Zino und Olivia. Diese befassten sich mit dem fundamentalen Problem der Diskriminierung am Arbeitsplatz. Um der Diskriminierung entgegenzuwirken und den Zugang zum Recht zu erleichtern, arbeiteten sie ihre Geschäftsidee „WorkRight“ aus. Mit „WorkRight“ soll es möglich sein, durch das Beantworten eines einfachen und benutzerfreundlichen Fragenkatalogs den persönlichen Sachverhalt der Diskriminierungserfahrung anzugeben und diesen automatisch abzuschicken, sodass sich das Team des Legal Tech Unternehmens direkt ohne große Umwege um das Problem kümmern kann. Der Anspruch wird abzüglich der Provision für den Legal Tech Anbieter in voller Höhe vom Mandanten abgekauft, sodass das Unternehmen das Risiko des Verlustes trägt, und mithin die oder der Geschädigte geschützt wird.

Team "Legal Loves Lama"

Unser zweites Team bestand aus Max, Jonas, Natalie und Simon, mit freundlicher Unterstützung von Jan-Laurin Müller. Das Team befasste sich mit einem fundamentalen technischen Problem: Der Datenarmut für KI-Anwendungen im deutschsprachigen Legal-Tech Bereich. Nachdem das Werkzeug der Juristinnen und Juristen die Sprache ist, stützen sich Machine-Learning Anwendungen im Rechtsbereich meist auf Technologien aus dem Bereich „Natural Language Processing“ (NLP), einem Oberbegriff für KI-Anwendungen, welche mit Sprache arbeiten. Der erst kürzlich für die Allgemeinheit zugänglich gemachte Chatbot „ChatGPT“ von OpenAI, welcher für großes Aufsehen gesorgt hat, ist ein spektakuläres Beispiel solcher Anwendungen. Das Problem ist nur, dass zum Trainieren dieser KI-Anwendungen eine riesige Menge an Daten benötigt wird. Zudem müssen diese Daten meist „gelabelt“ werden, sodass der Algorithmus anhand von Beispielen lernen kann (sog. „supervised machine learning“ – hierbei lernt die Maschine ähnlich wie ein kleines Kind, welches von seinen Eltern, die auf das jeweilige Objekt zeigen, gesagt bekommt „Das ist ein Apfel“, „Das ist ein Pferd“, etc.). Das Labeln dieser Daten ist allerdings sehr zeitaufwendig, trocken und bedarf im Rechtsbereich an Expertise. Deshalb hat das Team diesen Daten-Labeling-Prozess mit der Anwendung „DaLAI Lama“ (Data-Labeling Lama) gamifiziert, d.h. spielerisch ausgestaltet, sodass für Rechtswissende der Anreiz besteht, Daten zu labeln. Nebenbei wurde auch noch eine Taxonomie gebaut, welche die rechtlichen Probleme begrifflich strukturiert darstellt. Letztlich ist die gebaute Anwendung jedoch nur ein Teil eines großen Projekts, welches sich mit künstlicher Intelligenz befasst, sodass in einem kleinen Blog-Artikel nicht alles dazu gesagt werden kann. Wer interessiert ist, kann sich auf legalloveslama.de gerne informieren und das Spiel testen.

Was haben wir gelernt?

Zunächst haben wir erfahren dürfen, dass Hackathons extrem viel Spaß machen. Gerade durch die Herausforderungen mit dem Zeitdruck und dem Wettbewerb stößt man schnell an seine Grenzen und frei nach dem Sprichwort „Not macht erfinderisch“ wird man schnell kreativ und lernt unglaublich viel dazu. Gerade bei einem Aspekt haben wir viel Neues erfahren: Dem Pitchen. Denn nicht nur ist man gefordert, ein Problem zu identifizieren und daraus eine Software-Lösung zu entwickeln. Man muss die ganze Idee auch in kurzer Zeit vorstellen und dadurch eine Jury überzeugen. Und diesen Aspekt haben wir wohl etwas unterschätzt. Denn ein Projekt, an dem man eine Woche lang NonStop gearbeitet hat und welches dementsprechend komplex ist, in vier Minuten (!) zu erklären, war nahezu unmöglich. Doch auch in der echten Geschäftswelt hängt sehr viel vom endgültigen Pitch ab, weshalb auch dies eine wertvolle Erfahrung war.

Ein paar letzte Worte

Abschließend wollen wir uns noch ganz herzlich beim Organisationsteam des LegalLovesTech Hackathons bedanken. Jedem, der noch nicht bei einem Hackathon teilgenommen hat, ist ein solches Event nur zu empfehlen. Und auch wenn wir nicht gewonnen haben, freuen wir uns schon riesig auf das nächste Mal!

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