Autoren: Luise Grebner, Hendrik Weichs
Datum: 14.05.2023
Kategorie: Vorträge

Legal Engineer

Am Dienstag, den 09. Mai 2023 durften wir Daniella Domokos zu einem Vortrag im Rahmen unserer Reihe „Berufsfeld Legal Tech“ bei uns begrüßen. Sie ist Manager Market Intelligence Legal Tech in der Konzernentwicklung bei ARAG SE, Diplomjuristin und freie Journalistin. Nebenbei ist sie Speakerin zu Legal Tech Themen und hat uns eine Einführung in das Berufsfeld des Legal Engineer gegeben.

Beruf des Legal Engineer

Der Beruf des Legal Engineer ist bisher eher unbekannt. Daniella Domokos hat uns ihre Einschätzung für die nötigen Kenntnisse dargelegt. Demnach machen einen Legal Engineer lediglich 10 Prozent juristisches Wissen, 20 Prozent BWL Kenntnisse, 25 Prozent IT Skills, 30 Prozent Empathie und offenes Mindset und 25 Prozent Problemlösefähigkeit aus.

Skills eines Legal Engineer

Im Bereich Jura sind der Einschätzung von Daniella Domokos Grundkenntnisse der ersten drei Semester ausreichend. Neben der Unterscheidung von Richtline und Verordnung auf EU-Ebene und Vergehen und Verbrechen ist ein Umgang mit Urteilen, Aufsätzen, der juristischen Ausdrucksweise und die Verknüpfung einzelner Rechte und Gesetze ausreichend. Die betriebswissenschaftlichen Kenntnisse erstrecken sich auf Kosten-Nutzen-Abschätzungen, den Umgang mit BPMN 2.0 und die Fähigkeit, Prozesse zu strukturieren bzw. zu analysieren und zu optimieren.

Im Bereich IT sind keine Kenntnisse verschiedener Programmiersprachen erforderlich. Insbesondere ein Interesse und ein offenes Mindset gegenüber der technischen Entwicklung der Tools machen den Skill aus.

Der wichtigste Skill sind Empathie und ein offenes Mindset. Besonders von Bedeutung sei, das Vertrauen des Gegenübers gewinnen zu können, zuhören zu können, ohne zu unterbrechen und gezielte Fragen für Problem- und Prozessanalysen stellen zu können. Als Beispiel hat Daniella Domokos genannt, dass es einen Unterschied mache, ob man fragt: „Das Projekt läuft gerade nicht so gut, oder?“ oder ein ehrliches „Wie geht es dir?“. Bei einer offen gestellten Frage sind ehrliche Antworten eher zu erwarten als bei Fragen, bei denen dem Gegenüber die Worte fast in den Mund gelegt werden. Ein aufmerksames Zuhören ist ein essenzieller Teil für die Vertrauensgewinnung, auch wenn dies manchmal unbequem oder nervig sein kann.

Zuletzt ist ihrer Ansicht nach Problemlösungsfähigkeit Voraussetzung. Jurastudierende erlernen diese Fähigkeit im Laufe des Studiums fast automatisch.

Darüberhinausgehende Kenntnisse sind immer nur ein nice-to-have, jedoch keine zwingende Voraussetzung für einen Legal Engineer. Mit einer offenen Herangehensweise und der Fähigkeit stets nach anderen Wegen zu suchen, können alle weiteren erforderlichen Skills im Job erlernt werden.

Prozessbuilding von Legal Tech Projekten

Während des Prozesses von Legal Tech Projekten ist ein ständiger Austausch unerlässlich. Nachdem ein Problem erkannt wurde oder aufgetaucht ist, sollte ein ausgedehnter Dialog mit allen betroffenen Gruppen stattfinden. Anhand der erlangten Erkenntnisse wird eine Problemlösung entwickelt, wobei auch hier anschließender Gedankenaustausch zum entwickelten Tool notwendig ist. Ziel ist ein hinreichend ausgearbeitetes Tool, welches für möglichst viele Personen eine Erleichterung darstellen soll.

Unsere Fragen an Frau Domokos

Anschließend hatten wir die Gelegenheit, zahlreiche Fragen zu stellen. Diese wurden ausführlich beantwortet und diskutiert. Wir konnten hierbei neue Denkanstöße und Ideen für unsere Initiative und unsere berufliche Zukunft mitnehmen.

Die wichtigste Erkenntnis für uns war, wie bedeutungsvoll Vertrauensgewinnung und Authentizität für die Umsetzung jedes Projekts sind. Wir haben ein spannendes neues Berufsfeld kennengelernt und konnten direkt von einem der ersten Legal Engineers in Deutschland lernen.

Wir bedanken uns herzlich bei Daniella Domokos für ihren wertvollen und lohnenden Vortrag!

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